Job Interview

Vorstellungsgespräch

Sie sind vielleicht zehn Minuten früher zum Termin erschienen und müssen sich noch etwas gedulden bis man Zeit für Sie hat. Kein Problem. So haben Sie die Gelegenheit schon einmal die Atmosphäre des Betriebes kennen zu lernen. Möglicherweise ergibt sich sogar die Situation dass die Sekretärin Sie in ein zwangloses Gespräch verwickelt. Einen guten Eindruck zu hinterlassen kann auch hier nicht schaden. Die Meinung Ihrer Gesprächspartnerin könnte nicht nur im Kollegen- und Mitarbeiterkreis von hohem Gewicht sein, auch ihr Einfluss auf den Chef könnte größer sein als Sie zunächst vermuten.

Der Verlauf eines Vorstellungsgesprächs lässt sich nie genau voraussagen. Er hängt davon ab, wer Ihre Gesprächspartner sind, welche Erfahrung diese im Bewerberinterview haben, welche Dominanz einzelne Personen ausüben und ob diese eine eher traditionelle oder moderne Auffassung von Unternehmenskultur haben. Von Bedeutung für den Ablauf kann es auch sein, wenn Ihr Vorgänger sich besonders positiv oder extrem negativ hervor getan hat. Es lässt sich aber ein Standardschema benennen, das den meisten Vorstellungsgesprächen zu Grunde liegt.

  • Gesprächspartner
  • Begrüßung und „Warming-up“
  • Darstellung des Unternehmens
  • Darstellung des Bewerbers
  • Wechselgründe
  • Fachliche Kompetenzen
  • Persönliche Kompetenzen
  • Unstatthafte Fragen
  • Bewerberfragen
  • Organisatorisches und Gesprächsende

Gesprächspartner

Rechnen Sie für Ihre Vorstellung mit einem Gegenüber aus der Personalverwaltung und einem leitenden Mitglied der Fachabteilung. In vielen Fällen führen diese Personen gemeinsam das Gespräch. Es ist aber auch gut möglich, dass der Personalchef die Bewerber vorsortiert und die Abteilung nur eine Auswahl zu Gesicht bekommt.

Andererseits gibt es Vorstellungsrunden, an denen je nach Zuschnitt und Komplexität des Unternehmens und der angebotenen Position ein halbes Dutzend oder mehr Leute teilnehmen. Versuchen Sie sich bei der Begrüßung die Namen und die jeweilige Funktion zu merken. Ihr Gesprächspartner aus der Personalverwaltung wird sich in erster Linie für Ihre persönlichen Fähigkeiten und Ihren Lebenslauf interessieren. Er prüft ob Sie zum Stil des Hauses passen und ob Ihre Motivation und Leistungsbereitschaft für die Stelle ausreichend sind. Ihre diesbezüglichen Antworten sollten nicht mit fachspezifischen Bezeichnungen und Abkürzungen gespickt sein.

Fragen nach Ihrer fachlichen Eignung stellt Ihnen in erster Linie der Abteilungs- oder Projektleiter. Diesem gegenüber ist es sogar angebracht Ihre Kompetenz auch durch den sinnvollen Gebrauch einschlägiger Insider-Begriffe zu demonstrieren. In manchen Fällen nimmt an dem Gespräch auch ein externer Personalberater teil. Er interessiert sich für Anhaltspunkte, die Aufschluss über Ihr tatsächlich vorhandenes Potenzial oder über verdeckte persönliche Schwächen geben. Eine Frauenbeauftragte können Sie bei Bewerbungsgesprächen für eine Position im öffentlichen Dienst antreffen, vor allem, wenn schon in der Anzeige das Bestreben artikuliert worden ist, den Frauenanteil zu erhöhen. Die Frauenbeauftragte wacht darüber, dass Bewerberinnen nicht unterbewertet und bei gleicher Qualifikation männlichen Interessenten vorgezogen werden. Bei Tochterunternehmen oder Stiftungen wie vereinsrechtlich verfassten Häusern ist die Teilnahme von Angehörigen der Zentrale von Beiräten oder Vorständen zu erwarten. Die Interessen dieser Personen können sehr heterogen sein.

Beziehen Sie bei Ihrer Recherche über den Stellenanbieter diese Möglichkeit mit ein und versuchen Sie die Intentionen Ihrer Gesprächspartner einzuschätzen. In jedem Fall wird auch bei diesen Personen Ihr Auftreten und die Darstellung Ihres Lebenslaufes die maßgebliche Rolle spielen.

Begrüßung und „Warming-up“

Ihre Gesprächspartner stellen sich vor. Bemühen Sie sich um einen festen (aber nicht schmerzhaften) Händedruck ohne lang ausgestreckten Arm. Ihre Körpersprache wird bereits hier beobachtet. Werden Ihnen Getränke angeboten greifen Sie ruhig zu aber lehnen Sie Alkoholika dankend ab. Rauchen sollten Sie nicht, einzig wenn tatsächlich alle Ihre Gesprächspartner ungeniert zum Glimmstängel greifen.

Das Treffen wird in aller Regel mit einem „Waming-up“ oder Smalltalk eingeleitet um Ihnen die verständliche Anspannung zu nehmen. Dies ist die einzige Phase in der Sie nicht nur über Nebensächliches reden dürfen sondern dies sogar müssen. Dabei kann es sich um das Wetter drehen oder um die Verkehrsverhältnisse bei der Anreise. Antworten Sie entgegenkommend aber nicht ausschweifend. Übrigens, wenn man Sie darauf anspricht natürlich haben Sie die Firma auch gleich gefunden.

Darstellung des Unternehmens

Oft schließt sich an das „Warming-up“ eine kurze Selbstdarstellung des Unternehmens an. Zeigen Sie sich nicht uninteressiert, selbst wenn Ihnen die Fakten geläufig sind. Überlegen Sie sich ein bis zwei Fragen die an die Darstellung anschließen und gleichzeitig Ihre Informiertheit zum Ausdruck bringen.

Darstellung des Bewerbers

„Erzählen Sie uns jetzt einmal von sich und warum Sie sich bei uns beworben haben.“ Mit dieser Aufforderung könnte dieser Gesprächsabschnitt eingeleitet werden. Berichten Sie Ihren Lebenslauf und verweisen Sie nicht darauf dass Sie ihn bereits schriftlich eingereicht haben. Man möchte von Ihnen hören ob Ihnen die mündliche Darstellung genauso gut und glaubwürdig gelingt wie die schriftliche.

Diese Schilderung sollte zirka eineinhalb Minuten dauern. Schon bei der Darlegung Ihres Werdeganges sollten Sie zielgerichtet vorgehen. Was sind die wichtigen Aspekte für die angestrebte Tätigkeit? Verknüpfen Sie diese Punkte mit dem Unternehmen und der Stellenbeschreibung. Daraus können Sie die Begründung für Ihre Bewerbung sicher herleiten. Wenn Sie sich gewissenhaft auf Ihre Bewerbung und das Vorstellungsgespräch vorbereitet haben dürfte es Ihnen nicht schwerfallen die Motive für Ihre Bewerbung nachvollziehbar zuvermitteln. Kniffliger wird die Angelegenheit immer dann wenn die Frage gestellt wird weshalb Sie denn Ihren alten Arbeitgeber verlassen wollen.

Wechselgründe

Wenn Sie eine neue Stelle suchen heißt das ja zunächst dass Sie mit der alten unzufrieden sind. Warum das so ist möchte jeder Personalentscheider nur zu gern wissen weil Ihre Antwort wichtige Hinweise darauf gibt was Sie von Ihrem Arbeitgeber und Ihrem Arbeitsplatz erwarten. Ihr Dilemma bei der Sache liegt darin dass nahezu alles was Sie dazu sagen können zu Ihrem Nachteil ausgelegt werden kann.

Die meisten Stellenwechsel sind durch negative Entwicklungen am alten Arbeitsplatz motiviert. Dazu zählen Mobbing unter Kollegen, Streit mit Vorgesetzten, zu viele Überstunden, schlechte Bezahlung, der drohende Rausschmiss, der ständige Einsatz zu weniger qualifizierten Arbeiten oder der vom Lebenspartner veranlasste Umzug in eine andere Stadt. Alles gute Gründe sich nach einer neuen Stelle umzusehen, aber Sie sollten esfür sich behalten.

Fachliche Kompetenzen

Wenn Ihre Motivation zum Stellenwechsel geklärt ist, wird man sich als erstes den Grundlagen zuwenden. Sind Sie überhaupt fachlich geeignet diesen Job auszuüben? Der Nachweis dürfte Ihnen nicht schwer fallen. Allein schon die Tatsache zu dem Gespräch geladen worden zu sein bedeutet dass zumindest auch maßgebliche Teilnehmer auf der Unternehmensseite Ihnen die notwendigen Kompetenzen unterstellen. Das trifft für Ihre Mitbewerber allerdings ebenfalls zu. Wer zu diesem Zeitpunkt noch im Bewerberrennen ist hat es schwer sich durch den Verweis auf gute Zeugnisse von Konkurrenten abzuheben.

Wie sollten Sie also vorgehen? Sie dürfen bei der Darstellung Ihrer fachlichen Kompetenzen nicht einer von vielen ausreichend qualifizierten Bewerbern bleiben. Sie müssen ein Profil von sich entwickeln. Dieses muss dann natürlich genau zu der angebotenen Stelle passen. Das lange gesuchte Puzzlestück das jetzt endlich seinen Platz gefunden hat. Knüpfen Sie immer wieder Verbindungen von Ihrer bisherigen Tätigkeit zur neuen Aufgabe.

Behaupten Sie nicht einfach Erfahrungen mit bestimmten Arbeitsabläufen zu haben bringen Sie Beispiele aus Ihrem bisherigen Arbeitsbereich die mit den gewöhnlichen Vorgängen in dem neuen Unternehmen vergleichbar sind. Streuen Sie einige wenige aber zentrale Fachbegriffein Ihre Darstellung ein. Berichten Sie von typischen technischen Problemen und wie Sie zu deren Lösung beigetragen haben.

Die Verknüpfung Ihrer fachlichen Kompetenz für die angestrebte Stelle mit der Darstellung gewohnter Arbeitsabläufe ist eine erfolgversprechende Methode sich von anderen Bewerbern abzusetzen. Aber seien Sie vorsichtig wenn die Befragung zu Ihrer derzeitigen Arbeit in Bereiche vordringt die der Schweigepflicht unterliegen könnten. Unternehmen nutzen gerne viele Möglichkeiten Informationen über die Konkurrenz einzuholen, aber niemand wird einen Bewerber einstellen von dem bekannt ist dass er sensible Firmeninterna preis gibt. Ganz abgesehen davon dass Ihnen im schlimmsten Fall auch rechtliche Konsequenzen von Seiten Ihres alten Arbeitgebers drohen.

Persönliche Kompetenzen

Bis hierher haben Sie sich als Idealbesetzung für die ausgeschriebene Stelle präsentiert. Ihre fachlichen Qualifikationen stehen außer Frage und Ihr Einsatz wäre für das Unternehmen ein Gewinn. Doch können Sie Ihre Potenziale auch effektiv abrufen?

Die Fähigkeit zur Teamarbeit wird heute weitgehend vorausgesetzt. Wenn Sie gewohnt sind sich im Morgengrauen hinter Ihrem PC zu verschanzen und erst am Abend von der Putzfrau auf scheuchen zu lassen spricht das zwar für Ihre Leistungsbereitschaft aber nicht unbedingt für Ihre Einsatzfähigkeit in modernen Unternehmensstrukturen.

Viele Arbeitsbereiche sind heute projektorientiert aufgebaut die Mitglieder müssen gut miteinander kommunizieren können. Erwähnen Sie diesbezügliche Erfahrungen bevorzugt im Zusammenhang mit selbstständig erbrachten Problemlösungen, das widerspricht sich nicht. Ein Projektteam funktioniert nur wenn die Mitglieder sich intensiv untereinander austauschen und gleichzeitig ihre Aufgaben eigenverantwortlich betreuen. Wie steht es um Ihre Lernbereitschaft und Kritikfähigkeit? Sind Sie in der Lage gut gemeinte Anregungen erfolgreich umzusetzen?.

Lernen Sie aus Ihren Fehlern und betrachten Sie konstruktive Kritik als gewinnbringend für die Erfüllung Ihrer Aufgaben? Glauben Sie dass Sie immer noch etwas dazulernen können und nutzen Sie diese Erkenntnis auch, dann führen Sie Beispiele an. Kein Unternehmen stellt heute mehr zusätzliches Personal ein nur um bei eventuellen Auftragsspitzen besser gewappnet zu sein.

Die meisten Abteilungen arbeiten schon im Normalbetrieb auf Hochtouren. Wenn dann wirklich die erhoffte Auftragsflut hereinbricht werden an die Mitarbeiter hohe Anforderungen in Bezug auf ihre Leistungsbereitschaft, Flexibilität und Stressresistenz gestellt. Können Sie Beispiele für überlegtes Handeln in chaotischen Situationen bringen? Dann tun Sie es. Rechnen Sie damit, dass Sie auch mit Fragen konfrontiert werden die Ihr Privatleben intensiver ausleuchten sollen. Wie planen Sie Ihre persönliche Zukunft?

Steht dieses Ziel mit den Unternehmenszielen in Verbindung oder kollidiert es damit? Steht Ihre Familie hinter Ihren Plänen? Welche Stärken und Schwächen schreiben Sie sich selbst zu? Schildern Sie in diesem Fall ohne viel Eigenlob Ihre Stärken und geben Sie sich nicht fehlerfrei das würde Ihnen ohnehin keiner abnehmen. Präsentieren Sie selbstbewusst eine kleine Schwäche und vergessen Sie nicht zu erwähnen wie Sie daran arbeiten sich zuverbessern.

Bewerberfragen

Schließlich wird man Ihnen Gelegenheit geben noch offene Punkte selbst anzusprechen. Machen Sie von dem Angebot Gebrauch. Stellen Sie aber Fragen zu Arbeitsabläufen oder zur Organisation an den Anfang, Erkundigungen nach Gehalt und Urlaub dagegen ans Ende. Achten Sie darauf nicht nach Informationen zu fragen deren Kenntnis man voraussetzt oder die Sie bereits erhalten haben. Kaum ein Vorstellungsgespräch endet mit einer Entscheidung zur Besetzung der Stelle. Deshalb sollten Sie auch darauf verzichten danach zu fragen.

Verhaltensregeln

Nicht nur, was Sie sagen, wird zur Beurteilung Ihrer Person herangezogen, sondern auch wie Sie es von sich geben spielt eine erhebliche Rolle im Bewerbungsgespräch. Sie sind ja auch nach einem längeren Interview für das Unternehmen noch ein Unbekannter. Auffällige Diskrepanzen zwischen Ihren Äußerungen und Ihrem Verhalten sind für Personalentscheider deshalb ein Warnsignal.

Vermeiden Sie alle extremen Gefühlsausbrüche. Lautes Lachen oder unangemessene Sympathiebekundungen sind im Vorstellungsgespräch absolut fehl am Platz. Ihren Humor brauchen Sie nicht zu Hause zu lassen aber versuchen Sie nicht Ihr Gegenüber durch Witze fröhlich zu stimmen. Rechnen Sie mit provozierenden Fragen und fallen Sie nicht darauf herein in dem Sie barsche Antworten geben oder aggressive Gesten machen. Auch Rechtfertigungen bringen Sie hier nicht weiter. Wenn Zweifel an Ihrer Qualifikation geäußert werden präzisieren Sie ungerührt Ihre bisherige Argumentation.

Besonders in solchen heiklen Gesprächssituationen müssen Sie Ihre Körpersprache unter Kontrolle haben. Nehmen Sie deshalb immer eine möglichst entspannte Sitzposition ein und rücken Sie nicht an den Stuhlrand heran. Klammern Sie sich weder mit den Händen noch mit den Beinen an Ihr Sitzmöbel, das wirkt nicht nur verkrampft. Drohgebärden mit erhobener Faust und ausgestrecktem Zeigefinger sind natürlich tabu. Nuscheln Sie nicht mit gesenktem Kinn vor sich hin sondern sprechen Sie klar und deutlich. Blicken Sie Ihre Gesprächspartner an. Beantworten Sie alle Fragen höflich und entgegenkommend. Auch wenn Sie den Eindruck haben ein Mitglied der Bewerbungskommission habe gegenüber den anderen Teilnehmernnur eine untergeordnete Position und stelle Ihrer Ansicht nach nur „dumme“ Fragen, behandeln Sie auch diese Person mit Respekt. Geben Sie sich weder siegesgewiss noch überzeugt von der Vergeblichkeit Ihrer Bemühungen. Und beenden Sie niemals selbst das Gespräch.